Langsam beruhigte sich das Wetter wieder. Am Morgen war es windstill, die Sonne schien, aber die Menschen trauten ihren Augen nicht, als sie aus den Fenstern schauten: Die ganze Gegend hatte sich verändert. Dort, wo am Abend noch ein stattlicher Hochwald stand, lagen entwurzelte und abgeknickte Bäume herum. Es waren aber nur einzelne Hänge betroffen, ein paar Meter weiter aber stand alles noch so, als hätte hier nie ein Sturm getobt. Noch Niemand hatte Bäume gesehen, die in einer Höhe von 3 m regelrecht abgedreht waren. Die Splitter standen ab wie Nadeln eines Nadelkissens. Von vielen großen Bäumen fehlten die Krone. Es hatte Bäume aller Art getroffen, aber am meisten die Fichten. Der Zugang zum Krankenhauses war blockiert, der Park war zerstört, die Bäume der Allee am Haus 2 lagen auf der Straße, die Pforte war umgeben von meterhohem Reisig. Doch der schlimmste Schaden war das abgedeckte Dach des Krankenhauses. Der komplette Dachaufbau des Mitteltraktes (Verwaltung) lag in Stücke zerrissen im Gelände. Wie die Dachdecker im Fernsehen berichteten, mussten schnellstens 600 Quadratmeter Dachfläche ersetzt werden, denn für den Abend waren schon wieder Regenschauer gemeldet worden. Um 18.00 Uhr hatten sie es geschafft, 20 min später fing es an zu regnen. Die Schäden an Gebäuden im Ort hielten sich seltsamerweise in Grenzen, es waren nur einige Lauben und Garagendächer betroffen, aber kein Einwohner des Ortes hatte einen gesundheitlichen Schaden erlitten.
Das THW hatte die ganze Nacht hindurch die Zufahrten zum Krankenhaus freigeräumt, die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Da die Beräumung der unzähligen zerborstenen Stämme nicht durch die angestellten Forstmitarbeiter zu bewerkstelligen war, orderte man eine österreichische Firma, die mit riesigen Seilwinden und Harvestern diese Aufgabe übernahm. Aber auch sie brauchten Wochen, um die nötigsten Arbeiten auszuführen.
Der Katastrophen- Tourismus ebbte langsam ab. Die Polizei musste anfangs Straßen sperren, weil hunderte Neugierige die Zufahrten blockierten. Allmählich wurden auch die nervigen Geräusche der Kettensägen seltener. Dafür häuften sich die Fahrten der Holztransporter, die Massen von Holz aus dem Wald fuhren. Dann setzte die Neuanpflanzung ein und heute ist für den Nichteinheimischen nichts mehr von dem Ereignis in der Nacht zum 30. 07 2005 zu sehen.